Trailrunning an der Suone von Ergisch

Trailrunning an der Suone von Ergisch

Schattige Wege entlang der Ärgischer Wasserleitu

Author: Marina Kraus
Marina Kraus

Für diese Story sind Informationen zur Route verfügbar:

Trailrunning Ärgischer Wasserleitu

T3 (E1)
StoriesApril 2025

Ein heisser Tag, ein schattiger Suonenweg und Trails, die mehr fordern, als gedacht. Eine kühle Auszeit hoch über dem Turtmanntal.

Es ist heiss an diesem Tag, und eigentlich ist mir so gar nicht nach Trailrunning. Die Vorstellung, mich bei bereits 25 °C am Frühstückstisch später einen Berg hochzuquälen, erscheint mir absolut abwegig. Doch dann kommt Falko mit einer Idee um die Ecke, die mich unerwartet aus der Reserve lockt – und die Hitze zumindest für den Moment vergessen lässt.

Sein Vorschlag: Wir könnten die Suone von Ergisch laufen. Bei mir löst das erstmal nur Fragezeichen aus. Noch nie gehört – wo soll das denn sein? Ein kurzer Blick auf die Karte gibt schnell Antwort. Obwohl ich schon unzählige Male auf der Walliser Kantonsstrasse unterhalb von Ergisch entlanggefahren bin, war mir dieses kleine Dorf oberhalb von Gampel bisher völlig entgangen. Und schon ist mein Interesse geweckt. Ein Nutellabrötchen später packen wir unsere Laufrucksäcke – Wasser, Müsliriegel, Trailrunning-Stöcke – und wenig später stehen wir am Bahnhof von Gampel, unserem Ausgangspunkt für den Trailrun. Um es uns nicht zu einfach zu machen (es hat ja mittlerweile erst 30 °C hier unten im Tal), starten wir nicht in Ergisch, sondern direkt im Tal. Bei sengender Hitze überqueren wir die Kantonsstrasse, und mir ist jetzt schon nach einer Abkühlung zumute. Trotzdem schultern wir motiviert unsere Rucksäcke und nehmen die rund 450 Höhenmeter in Angriff, die uns von dem kleinen Bergdorf trennen.

Im Laufschritt über dem Rhônetal

Über schmale, steile und teils ziemlich zugewachsene Pfade führt uns die Route kreuz und quer über die südliche Talseite hinauf nach Ergisch. Wir sind froh, dass wir die meiste Zeit im Schatten der hohen Bäume unterwegs sind und der Hitze zumindest ein wenig entkommen. Die Sonne erreicht gerade erst die schmalen Strassen des Dörfchens, als wir in Ergisch ankommen. In den mit Kopfsteinpflaster gesäumten Gassen ist herzlich wenig los. Der kleine Dorfladen liegt verschlafen an einer Ecke, und an einer Wegkreuzung plätschert ein Brunnen. Kühles Nass an heissen Tagen – definitiv einen Stopp wert. Während Falko sich mit der Kamera beschäftigt, tauche ich Hände und Arme unter das fliessende Wasser. Es ist so eiskalt, dass ich unwillkürlich zu zittern beginne.

Die Abkühlung tut gut. Mit kleinen Schritten folgen wir dem steilen Wegabschnitt, der uns aus Ergisch hinausführt. Wo ist denn nun endlich die Suone? Wieder tauchen wir ein in einen schmalen Wald- und Wiesenweg, weichen unzähligen Schnecken aus, die sich hier breitgemacht haben, und arbeiten uns Meter um Meter weiter nach oben. Der Pfad liegt wieder vollständig im Schatten, und wir geniessen die morgendliche Frische, die hier in der Luft hängt. Ein letzter Aufschwung – und dann stehen wir endlich an der Ärgischer Wasserleitung. Ab jetzt wird’s zwar nicht so flach, wie wir das von anderen Suonen kennen, aber immerhin flach-er.

Üppiges Grün

Entgegen der Fliessrichtung folgen wir der Bisse, die uns mal als schneller Wasserlauf, dann wieder als plätschernder Bach an kleinen Geländestufen entgegen sprudelt. Glucksend spulen wir die Kilometer ab und tauchen immer tiefer ein ins Turtmanntal. Das schattige Gelände lässt uns die Hitze des Tals vollkommen vergessen, und die Beine laufen jetzt fast wie von selbst. Erst als wir die Brücke über die Turtmänna erreichen und auf die Sonnenseite wechseln, werden wir schlagartig daran erinnert, wie heiss dieser Tag eigentlich ist. Zum Glück geht’s ab hier nur noch bergab. Mit den purzelnden Höhenmetern steigen allerdings auch die Temperaturen – und ehe wir uns versehen, schwitzen wir auf dem Weg ins Tal fast mehr als am Morgen beim Aufstieg nach Ergisch.

Rund 200 Höhenmeter über dem Talboden fädeln wir ein letztes Mal in einen Suonenweg ein, diesmal entlang der Unter Riederu. Mittlerweile sind meine Beine schwer, die Trinkflaschen leer, und der letzte Müsliriegel ist schon lange Geschichte. Es wird höchste Zeit, dass wir ankommen. Doch wenig charmant landen wir schliesslich auf der Kantonsstrasse – ohne Fussweg, dafür bei inzwischen heissen 35 °C. Wie sehr wünsche ich mich in diesem Moment zurück an den Brunnen, dort oben in Ergisch. Noch 800 Meter bis zu unserem Ziel.

Wendepunkt der Tour

Die Ärgischer Wasserleitu ist vielleicht weniger spektakulär, als wir es erwartet hatten – dafür hat sie uns mehr gefordert, als gedacht. Für einen Hitzetag war die Route am Morgen allerdings genau die richtige Wahl. Und wer im Gegensatz zu uns den Abstieg über den Wanderweg bei Ober Ried wählt, anstatt entlang der Kantonsstrasse zu laufen, findet hier eine Tour, die mit einer schönen Suone und einsamen Trails überzeugt.

Informationen zur Route

Trailrunning Ärgischer Wasserleitu
T3 (E1)

Wenig bekannte und schattig gelegene Strecke entlang einer teilweise ausgesetzt verlaufenden Suone oberhalb des idyllischen kleinen Bergdörfchens Ergisch.

Zahlen & Fakten

Schwierigkeitsgrad

T3

Ernsthaftigkeit

E1

Markierung

Zeitbedarf

3 Std.

Aufstieg

719 m

Abstieg

713 m

Höchster Punkt

1'317 m

Gesamtdistanz

17 km

Region

SchweizWallis

Aktivität

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Routenbeschreibung

Wir starten unseren Lauf im südlich der Rhone gelegenen Ortsteil von Gampel-Steg. Von diesem wenig schönen und verkehrsreichen Ausgangspunkt beginnt der gelb markierte Wanderweg direkt unterhalb der Brücke, auf der die Strasse in Richtung Goppenstein und Lötschental oberhalb von uns nach Norden führt. Steil geht es im Wald hinauf bis zum kleinen Weiler Bränner auf 861 m. Dort entweder direkt auf dem markierten Weg hinauf nach Obers Ried (schlecht sichtbar, insbesondere bei hohem Graswuchs, Weidegelände) oder weiter geradeaus nach Westen, bis man – zweimal die Kehre der Strasse kreuzend – auf besserem Wege ebenfalls Obers Ried erreicht.

Nun wieder nach Westen wenden und durch den Schleichilwald bis ans untere Dorfende von Ergisch. Durch den kleinen, typischen Walliser Ort hindurch (1’086 m), immer in Richtung Ärgischer Wasserleitu haltend (die Schreibweise ist korrekt und entspricht dem Walliser Dialekt). Der nun rot-weiss-rot markierte Wanderweg zweigt oberhalb von Ergisch östlich von der asphaltierten Strasse ab und steigt den Hang querend steil an (abgezäuntes Weidegelände). Kurz darauf erreichen wir die eigentliche Suone/Wasserleitung.

Nun nach Süden wenden und immer auf mehr oder weniger gleicher Höhe der Wasserleitung folgen. Einige Passagen sind ausgesetzt und schmal, aber immer gut begehbar. Auf 1’317 m Höhe erreichen wir eine kleine Brücke, die über die Turtmänna führt. Hier befinden wir uns am höchsten Punkt der Route. Auf der westlichen Talseite folgen wir dem Wanderweg hinab bis zur Strasse bei P. 958. Diese querend und weiter hinab, nun wieder auf die östliche Talseite wechselnd. Kurz nördlich von P. 845 queren wir die Strasse und wählen den Wanderweg oberhalb von ihr. Dieser Weg führt uns – immer auf gleicher Höhe bleibend – bis zum Beginn einer weiteren Suone, der wir oberhalb vom Weiler Ried nachlaufen. Hier immer mal wieder Querung von mässig gut passierbarem Weidegelände.

Immer leicht an Höhe verlierend erreichen wir so durch den Waldgürtel Obru Haltä den Weiler Tennen, wo wir nun leider noch kurz auf die Strasse wechseln und an ihrem Rand die letzten Meter retour nach Gampel-Steg zurücklegen.

Schwierigkeit

Wenig schwieriger Lauf, der keine besonderen technischen Herausforderungen bietet. Einzelne Passagen an der Suone sind ausgesetzt und absturzgefährdet. Eine hohe Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind also trotz der mässigen technischen Schwierigkeiten Voraussetzung.

Beste Jahreszeit

Die Route ist grundsätzlich das ganze Jahr begehbar, solange insbesondere im Bereich der Wasserleitung kein Schnee mehr liegt. Dieser Teil liegt tendenziell im Schatten und kann bei nassem oder verschneiten Untergrund gefährlich sein.

Anfahrt

Die Anfahrt nach Gampel Steg erfolgt über die Walliser Kantonsstrasse, die mitten durch den Ortsteil hindurch führt.

Ausgangspunkt

Ausgangspunkt ist der Ortsteil von Gampel Steg, der sich südlich der Rhone befindet. Hier besteht die Möglichkeit, auf einem grossen Parkplatz direkt am Bahnhof zu parken oder diesen Startpunkt mit Bus oder Bahn zu erreichen.

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Gut zu wissen

Schattiger Trailrun an einer der vielen Walliser Suonen

Durch die Lage an den Nordhängen auch für heissere Tage im Sommer geeignet

Durch die relativ geringe Frequentierung insbesondere in den Sommermonaten viel Vegetation auf dem Weg

Einsamer Lauf oberhalb des Rhonetals

Ideal erreichbarer Ausgangspunkt mit ÖV oder PKW

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Über Marina Kraus

Marina Kraus
Marina ist am liebsten draussen unterwegs – Schritt für Schritt, bergauf, bergab, mittendrin statt nur dabei. Als angehende Wanderleiterin beim Schweizer Bergführerverband plant und führt sie Touren für unsere Community, immer auf der Suche nach besonderen Wegen, aussichtsreichen Pausenplätzen und Momenten, die bleiben. Sie liebt es, gemeinsam mit anderen draussen unterwegs zu sein – egal ob über felsige Grate oder durch tiefgrüne Wälder. Und für alle, die (noch) nicht mitkommen konnten, schreibt sie Geschichten vom Wegesrand: ehrlich, nahbar und mit dem gewissen beAnywhere-Gefühl im Gepäck.
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