Skitour auf das Breithorn (VS, Simplon)

Skitour auf das Breithorn (VS, Simplon)

Doppelaufstieg auf einen aussichtsreichen Walliser Gipfel

Author: Falko Burghausen
Falko Burghausen
StoriesMärz 2025

Weil es so schön ist, geht es gleich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen hinauf auf den Gipfel des 3'437 m hohen Breithorns (VS) oberhalb des Simplonpass.

Endlos weit schweift der Blick vom Gipfel des 3’437 m hohen Breithorns oberhalb des Simplonpasses in die Ferne. Zwar kennt man diesen Effekt von den meisten Gipfeln, doch durch seine Lage weit in den südlichen Walliser Alpen spielt die Weitsicht vom Breithorn noch einmal in einer anderen Liga.

Es wird mein erster Besuch auf diesem Gipfel in den nächsten zwei Tagen sein – heute alleine, während ich morgen noch einmal gemeinsam mit Marina hinaufgehen möchte. Eigentlich hatte ich nur vor, noch ein kurzes Stück aufzusteigen, doch wie es manchmal so ist, geht man weiter, weiter – und noch ein Stückchen weiter. Bis man schliesslich an dem Punkt angekommen ist, wo ein Umkehren einfach keinen Sinn mehr macht. Also gehe ich doch bis zum Gipfel. Und obwohl ich mal wieder mein altbekanntes Problem mit der ausreichenden Zufuhr von Nahrung während einer anstrengenden Aktivität habe, erreiche ich bei frühlingshaften Temperaturen den höchsten Punkt des Breithorns.

Aufstieg oberhalb der Simplonpass-Strasse

Das Breithorn (3’437 m) am Simplonpass

Ich weiss nicht genau, wie viele Breithörner es in den Alpen gibt, aber es sind durchaus einige. Zählt man noch ihre etwas weiter entfernten Verwandten wie den Breitenberg oder ähnliche Namensvettern hinzu, wächst die Zahl nochmals an. Am bekanntesten ist sicherlich das Zermatter Breithorn, das dank seiner Höhe von über 4000 m einen Platz in der Liste der höchsten Berge der Alpen ergattert hat. Das Breithorn am Simplonpass muss sich mit seinen nicht einmal 3’500 m hier eindeutig geschlagen geben. Das macht den Berg jedoch nicht weniger spannend.

Im Gegensatz zu vielen anderen Bergen versteckt sich das Breithorn etwas schüchtern hinter dem massiven Hübschhorn, das den Simplonpass dominiert. Gleichzeitig läuft dem Breithorn in puncto Höhe der etwas weiter östlich liegende Monte Leone den Rang ab. Dank der abwechslungsreichen Skiroute vom Simplonpass ist der Gipfel aber dennoch ein beliebtes Skitourenziel – speziell im Frühling.

Vom Bruchharsch in den Sulz

Marina und ich sind erst am frühen Nachmittag mit dem Van auf dem Simplonpass angekommen. Während Marina remote von einem ihrer höchstgelegenen Arbeitsplätze aus arbeitet, breche ich zu meiner "kurzen" Erkundungstour auf. Das bedeutet allerdings auch, dass ich jetzt, am Gipfel, schon den grössten Teil des Tages hinter mir habe – und die strahlende Sonne hatte reichlich Zeit, den Schnee in eine bei Skitourengängern eher unbeliebte Form zu verwandeln: nassen Sulzschnee.

Aufstieg zum Breithornpass

Im obersten Teil des Gipfels muss ich mich erst einmal mit üblem Bruchharsch und windgepresstem Schnee herumschlagen, bevor dann unterhalb des 3’334 m hohen Breithornpasses ein langer, zum Glück noch relativ gut zu fahrender Westhang auf mich wartet, in dem die Höhenmeter nur so purzeln. Unterhalb der Nordwestwand des Hübschhorn erwischt es mich dann aber: Der Schnee wird wärmer, nasser und sulziger, und es geht zäh weiter hinab in Richtung Simplonhospiz, wo der Van steht. Die letzten dreihundert Höhenmeter sind dann wirklich kein Spass mehr. Ich bleibe permanent stecken und komme kaum noch vom Fleck. Aber selber schuld: Wer im Spätwinter so spät startet, wird eben mit entsprechenden Schneebedingungen "belohnt". Immerhin besteht auf der Route keine nennenswerte objektive Gefahr durch sich erwärmende Hänge mit Lawinenpotential über der Spur. Dennoch kann ich nicht leugnen, dass ich froh bin, als ich wieder am Auto ankomme.

Spontaner Übernachtungsplatz-Wechsel

Eigentlich hatten wir geplant, einfach hier oben auf der Passhöhe zu übernachten. Der relativ laute Fernverkehr auf der stark von LKW genutzten Strecke über den Simplonpass animiert uns dann aber dazu, diese Überlegung nochmals zu überdenken. Wir finden spontan einen guten Plan B, der uns eine ruhige Nacht auf dem liebevoll gestalteten Panoramastellplatz oberhalb von Brig beschert. Von dort aus fahren wir am nächsten Morgen erneut zur Passhöhe hinauf, um diesmal gemeinsam den Gipfel des Breithorns in Angriff zu nehmen.

Am nächsten Tag starten wir deutlich früher und erreichen nach rund 20 Minuten Fahrt in den frühen Morgenstunden unseren gestrigen Parkplatz am Simplonhospiz. Ein recht beeindruckender Klotz ist es, das Simplonhospiz. Es strahlt eine massive Ruhe aus, die vermutlich in früheren Zeiten jedem Reisenden Sicherheit und Schutz vermittelt hat – mitten in der rauen Umgebung des 2’000 m hohen Simplonpasses. Zwischen Brig im Schweizer Kanton Wallis verbindet der Simplonpass das italienische Domodossola über eine gut ausgebaute Strasse. Er ist einer der wenigen Passübergänge in den Alpen, die auch im Winter (ausser bei extremen Wetterlagen) ganzjährig befahrbar sind.

Schlüsselstelle

Der Schlüssel zur Schlüsselpassage

Oftmals ist die Schlüsselstelle der Skitour auf das Breithorn die etwas steilere Querung unterhalb des Hübschhorns entlang. Rund um Punkt 2’361 m kann die nordseitig exponierte Lage bei hartem Schnee durchaus anspruchsvoll werden. Wir haben heute – und in dieser schneereichen Wintersaison – Glück: Dank guter Schneelage und einer perfekten Spur rutschen wir innerhalb weniger Minuten über die Passage hinweg und befinden uns im langgezogenen Hang hinauf in Richtung Homattupass.

In der morgendlichen Sonne machen wir in der Nähe des Homattupasses eine Pause. Man muss den eigentlichen Passübergang auf 2’866 m Höhe gar nicht zwingend passieren, aber für ein aussichtsreiches Pausenplätzchen bietet er sich allemal an. Gedankenvoll betrachten wir die in diesem Winter so gut verschneite Bergwelt der Walliser Alpen. Aussergewöhnliche Schneemengen in den höheren Lagen sorgen für ebenso aussergewöhnliche Bedingungen, und teilweise sind Routenvarianten möglich, die nur selten begangen werden können.

Uns soll es recht sein, denn während dieser Text entsteht, ist es März 2025 – also ziemlich genau ein Jahr später – und die Schneesituation in den Alpen sieht relativ prekär aus. Also geniessen wir das Hier und Jetzt und erreichen nach weiteren, etwas zehrenden 500 Höhenmetern Aufstieg den Breithornpass, von dem uns nur noch rund 100 Meter vom Gipfel des Breithorns trennen.

Wieder geht es nun in windgepresstem, hartem Schnee hinauf – die letzten Meter erneut zu Fuss. Dann schauen wir gemeinsam vom 3’437 m hohen Gipfel auf die Nordseite des Fletschhorns und seinen Kollegen weiter südlich: das Lagginghorn und das Weissmies. Nach Süden hin enden die Alpen, und die Dunstglocke der italienischen Po-Ebene dominiert das Panorama.

Nordwände

1’400 Höhenmeter Abfahrt zum Simplonpass

Nach einer kurzen Rast am windigen Gipfel machen wir uns wieder auf den Rückweg. Heute dank früherer Tageszeit bei etwas besseren Schneeverhältnissen – dafür aber auch mit etwas müderen Beinen. Über den nahezu spaltenlosen Homattugletscher hinunter erreichen wir alsbald wieder die Querung und nach weiteren wenigen hundert Höhenmetern Bremsschnee unseren Van, an dem eine weitere schöne Skitour der Wintersaison 2023/2024 zu Ende geht.

Die Skitour auf das Breithorn vom Simplonpass aus ist aus unserer Sicht wirklich eine sehr empfehlenswerte Tour mit grandiosen Ausblicken. Besonders nach Süden hin versperrt kein weiterer hoher Berg die Sicht in die weite, flache Landschaft Italiens. Man befindet sich quasi mitten im südlichen Alpenhauptkamm und hat auf knapp 3’500 m Höhe die perfekte Perspektive für grossartige Aussichten in alle Himmelsrichtungen.

Informationen zur Route

Breithorn (VS, Simplon) – 3437 m
WS+ (E2)

Beliebte Skitour ab dem Simplon-Hospiz mit einer steilen Querung im unteren Teil und ideal geneigten Hängen unterhalb des Breithornpass.

Zahlen & Fakten

Schwierigkeitsgrad

Ernsthaftigkeit

Zeitbedarf

Aufstieg

Abstieg

Höchster Punkt

3'437 m

Gesamtdistanz

13 km

Region

SchweizWallis

Aktivität

Ab dem Simplon-Hospiz folgt man den Hängen in westlicher Richtung. Man passiert P. 2136 und hat sodann freie Routenwahl, sollte aber immer P. 2362 als nächsten Wegpunkt im Auge behalten. Dieser Punkt markiert den Beginn der Schlüsselstelle auf der Route zum Breithorn. Von hier aus quert man zu Beginn einige Meter leicht abfallend, dann gerade direkt unter der markanten Nordwand des Hübschhorn hindurch, bis man die grossen Hänge unterhalb des Homattupass erreicht.

Über diese Hänge hinauf, entweder direkt bis zum Homattupass (2'866 m) oder leicht unterhalb nach Westen wenden, bis man den grossen Hang unterhalb des Breithornsattels erreicht. Dieser führt über den nahezu spaltenlosen Homattugletscher in mehreren Abstufungen bis hinauf in den 3'334 m hohen Breithornpass.

Nun auf der Ostseite des Breithorns querend (direkt hinter dem Pass nicht zu hoch aufsteigend) hinüber in Richtung des Hauptgipfels. Je nach Schneeverhältnissen entweder Skidepot kurz unterhalb des Gipfels oder direkt mit Ski bis auf den Gipfel hinauf.

Die Abfahrt erfolgt entlang der Aufstiegsroute.

Die Skitour auf das Breithorn (VS, Simplon) ist mit WS+ bewertet. Es handelt sich insgesamt um eine wenig schwierig Route mit der Schlüsselstelle im Bereich von P. 2361 in der Querung unterhalb des Hübschhorn. Insbesondere hier ist eine stabile Schneesituation zwingend. Im weiteren Verlauf kann noch der letzte Teil ab dem Breithornpass hinauf auf den Gipfel durch harten und windverblasenen Schnee anspruchsvoller sein.

Querung unterhalb des Hübschhorns bei P. 2361.

Harscheisen bei harten und eisigen Schneebedingungen

Beste Jahreszeit

Durch die ganzjährige Öffnung der Simplonpass-Strasse ist die Tour in Abhängig der Lawinenlage immer möglich. Ideal sind Zeiten ab dem Frühjahr, wenn auch der Homattugletscher mit einer guten Schneedecke bedeckt ist.

Anfahrt

Aus dem Rhonetal erfolgt die Anfahrt auf der gut ausgebauten Simplonpass-Strasse bis zum gut sichtbaren Simplon-Hospiz.

Ausgangspunkt

Ausgangspunkt ist das Simplon-Hospiz mit Übernachtungsmöglichkeiten. Hier darf nur geparkt werden, wenn auch die Hotelinfrastruktur genutzt wird. Ansonsten gibt es direkt an der Passstrasse weitere Parkmöglichkeiten.

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Gut zu wissen

Aussichtsreiche Frühlings-Skitour hoch über dem Rhonetal

Weite und schöne Skihänge unterhalb des Breithornpass

Etwas ausgesetzt und anspruchsvollere Querung unterhalb des Hübschhorn

Übernachtungsmöglichkeiten im Simplon-Hospiz oder auf dem liebevoll eingerichteten Panoramastellplatz für Camper und Wohnmobile in Brig

Durch den hohen Startpunkt bis weit in das Frühjahr hinein machbar

Datum der Informationen

April 2024

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Über den Autor Falko Burghausen

Falko Burghausen
Falko ist ganzjährig in den Bergen zuhause, ob auf Hochtouren, beim Klettern, auf Tourenski, im Eis oder auf alpinen Trails. Im Winter zieht es ihn zusätzlich auf die Langlaufloipe. Als zertifizierter Trailrunning Guide bringt er dir effizienten, sicheren und flowigen Laufstil näher und befindet sich parallel in der Ausbildung zum UIMLA Bergwanderführer beim VDBS. Ausgestattet mit seiner Kamera hält er als mehrfach international ausgezeichneter Fotograf die grossen Momente des Draussenseins fest – voller Emotion, Weite und echter Abenteuerlust.
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