Worin liegt nur dieser magische Reiz nordischer Länder, der uns wie ein lebenslanges Virus immer wieder mit voller Wucht in den Norden zieht? Eines ist für uns sicher: Es ist nicht die nordische Küche, die uns regelmässig dazu bringt, die langen Distanzen nach Skandinavien auf uns zu nehmen – da müssen wir anderen Ländern den Vortritt lassen. Es sind vielmehr die gewaltigen Dimensionen der norwegischen Landschaft, die endlosen, fast schon hypnotisch wirkenden Bergrücken, Flüsse und Wälder, die Mitternachtssonne und nicht zuletzt die spürbar geringe Dichte an menschlicher Zivilisation, die uns so sehr in ihren Bann ziehen.
Während wir im Alltag mit einer Flut an Informationen – und solchen, die sich dafür ausgeben – überhäuft werden, während alles jederzeit im Überfluss verfügbar scheint (zumindest in unseren mitteleuropäischen Gesellschaften) und das gesellschaftliche Credo “mehr ist besser” lautet, steht Norwegen mit seiner beruhigenden Landschaft am völlig anderen Ende des Spektrums. Hier bedeutet weniger tatsächlich mehr, und unser Blick wird wieder auf das Wesentliche gelenkt. Uns genügt das Rauschen des Meeres, das Pfeifen des Windes, das leise Plätschern eines Flusses oder einfach nur die Stille.
Im Juni 2024 führte uns eine abendliche Wanderung samt Kameraausrüstung hinauf auf die Höhen oberhalb von Bodø, dieser einzigartig gelegenen norwegischen Küstenstadt gegenüber der Lofoten. Trotz der Nähe zur Stadt fühlt man sich hier wie in einer anderen Welt. Der Blick schweift hinüber zu den fernen Lofoten, während die Mitternachtssonne als strahlender Lichtstern über einer nahen Insel steht. Es ist kurz vor Mitternacht, und wir sind einfach nur glücklich, hier oben zu sein und diese einmalige nordische Landschaft fast ganz für uns allein geniessen zu dürfen.